Donnerstag, 12. Juli 2007
Regatta Rund Bornholm
Regatta 09. bis 11.07.2007 Rund Bornholm

Die Regatta „Rund Bornholm“ im Rahmen der Warnemünder Woche findet als Känguruh-Regatta statt. Für alle diejenigen, die sich unter Känguruh-Regatta nichts vorstellen können,
hier eine kurze Erläuterung:
Yardstick- bzw. Ausgleichsregatten kennt jeder, der sich mit der Segelei beschäftigt. Alle teilnehmenden Schiffe starten zur gleichen Zeit. Bei Zieldurchgang wird von jedem Teilnehmer die Uhrzeit seines Ankommens notiert. Daraus lässt sich die tatsächlich gesegelte Zeit für jeden Teilnehmer ermitteln. Diese wird dann mit dem jeweils für das Boot geltenden Ausgleichswert Yardstickfaktor/ ORC-Club- / IMS-Rennwert multipliziert. Das Multiplikationsergebnis ist die sog. „berechnete Zeit“. Gewonnen hat derjenige, für den die kürzeste „berechnete Zeit“ ermittelt wurde, zweiter ist derjenige mit der zweitniedrigsten „berechneten Zeit“ usw.
Bei der Känguruh-Regatta wird die Rechnerei, gesegelte Zeit zur berechneten Zeit vorweggenommen. Daraus ergibt sich, dass theoretisch alle Teilnehmer an der Känguruh-Regatta zur glechen Zeit durch die Ziellinie gehen müsste. Da sie das jedoch in der Praxis nicht tun, entspricht der Zieldurchgang hier der Plazierung, d.h. wer als Erster durchs Ziel geht, hat auch gewonnen.
Die unterschiedlichen Startzeiten für „Rund Bornholm“ lagen zwischen 08:00 Uhr am 09.Juli für die langsamen Schiffe und 11:34:06 Uhr am 10.Juli für die Rennziege SCHO-KA-KOLA.
Unser Start war für den 09.Juli 19:53:32 Uhr festgelegt, also fast 12 Stunden später als der Start der ersten Schiffe, die es nun aufzuholen galt.
Bevor es eigentlich richtig losging habe ich mich erfolgreich mit der Regattaleitung über unseren Yardstick-Faktor (siehe oben) herumgestritten. Ursprünglich waren wir mit Faktor 87 eingestuft worden, was einer Startzeit von 20:58:24 Uhr entsprochen hätte. Nun erhielten wir aufgrund unserer Vermessung den Yardstickfaktor 89, was einer Startzeit 19:53:32 Uhr entsprach, womit wir schon einmal mehr als 1 Stunde Segelzeit gutgemacht hatten.

Unser Start erfolgte pünktlich um 19:53:32 Uhr bei ziemlicher Flaute, über eine Geschwindigkeit von knapp 2 Knoten kamen wir bei dem achterlichem Wind von 1 – 3 kn nicht hinaus. Das war insofern sehr ärgerlich weil es den ganzen Tag kräftig geweht hatte, die früh gestarteten Schiffe also schon richtig Strecke gemacht hatten, was unsere Aufholjagd erschwerte.
Nach etwa 5 Meilen wurde der Wind besser und wir kamen mit 7 kn Fahrt und mehr richtig gut in Schwung. Die Nacht verlief ohne besondere Vorkommnisse, es war annähernd sternenklar und erfreulicherweise auch verhältnismäßig warm. Etwa alle 2 Stunden lösten Joachim und ich uns an der Ruderführung ab und blieben so recht gut bei Kräften.
Wir passierten Darßer Ort, umrundeten Nördlich die Insel Hiddensee und gelangten an Rügens Kreidefelsen vorbei zum Kap Arkona auf Rügen.
Ab hier verlißen wir die küstennahen Gewässer und gingen über die offene Ostsee in Richtung Südostecke der Insel Bornholm.
Aufgrund des uns vorliegenden Wetterberichtes hielten wir die Umrundung von Bornholm gegen den Uhrzeigersinn für taktisch richtig. Die Richtung der Umrundung war von der Regattaleitung jedem Teilnehmer freigestellt und es gab wie wir später anhand der uns entgegenkommenden Boote feststellen konnten auch etliche Regattateilnehmer die andersrum, d.h. im Uhrzeigersinn um Bornholm segelten.
In den Morgenstunden am 10.Juli drehte der Wind auf etwa Nordwest und wir bargen den Spinaker, den wir bis hier gesetzt hatten. Auch unter Großsegel und Genua 1 kamen wir ganz gut voran. In der Nacht hatten wir einige Schiffe eingeholt und später gestartete Boote waren auch auf uns aufgekommen, sodass wir jetzt in einem Pulk von 11 Booten auf die SO-Ecke von Bornholm zuhielten. Keines der Boote konnte sich entscheidend absetzen.
Um die Mittagszeit, Joachim hatte gerade Freiwache und schlief, drehte der Wind wieder auf West, also schaltete ich die Selbststeueranlage an und setzte den Spinaker, den wir bis Bornholm stehen lassen konnten.
An der SO-Ecke von Bornholm angekommen mussten wir den Kurs auf Nord ändern und nahmen den Spinaker runter. Und dann ging das Topfschlagen los. Totenflaute ringsherum. Einige versuchten in Küstennähe etwas Wind zu finden, wir versuchten es weiter draußen. Zunächst schienen wir damit recht zu haben. Das dauerte jedoch nicht lange und die in Küstennähe fahrenden Boote kamen wieder auf. Dann lief es bei uns wieder etwas besser, dann wieder bei den anderen. Das ging so über einige Stunden hin und her, der Pulk blieb einigermaßen beisammen.
Inzwischen begegneten uns viele Teilnehmer, die Bornholm entgegengesetzt umrundeten, denen es natürlich nicht besser als uns erging.
Endlich kam wieder Wind und so gelangten wir am späten Nachmittag an die Nordwestecke von Bornholm, von wo aus es wieder zurück nach Warnemünde gehen sollte.
Zwischendrin machte ich mir das Vergnügen die Salona, ein 45-FußSchiff, die mit ähnlicher Geschwindigkeit etwa 150 m in Luv auf Kurs „Hoch am Wind“ lief, etwas in die Zange zu nehmen. Wir konnten eine Idee mehr Höhe laufen und so näherten wir uns langsam aber stetig aus Lee der Salona bis wir für sie die „sichere Leeposition“ erreicht hatten. Es kam was kommen musste, die Salona bkam von uns soviel Abgas, dass dort nichts mehr lief und sie richtig nach hinten zurückfiel. Salona geknackt! Ob wohl weitere Konkurrenten von uns ausgeschaltet werden können???
Inzwischen war der Wind, jetzt aus Südwest, also genau von vorn, stetig stärker geworden. Diese Tatsache und der Wetterbericht, der viel Wind ansagte, veranlasste uns, die Genua 1 gegen die Genua 3 auszutauschen. Zu zweit ist das schon eine Aktion. Altes Segel runter und an der Reling festzurren. Neues Segel von unten raufholen, Segellatten einbauen, Segel anschlagen, Schoten umscheren und anbinden, Holepunkte verstellen, Segel hochziehen und schlussendlich die neue Genua dichtholen, danach ist man schon etwas geschafft und schnaubt nach Luft wie ein Maikäfer auf dem Rücken.
Wie sich bald herausstellte hatten wir nun doch zuwenig Segelfläche, also das ganze zurück, Marsch, Marsch!
Die Nacht zu Mittwoch verlief recht ruhig und wir erreichten in den frühen Morgenstunden Rügen. Vor der Küste gingen wir auf Steuerbordbug und segelten an der Küste entlang. Nachdem wir an Rügen vorbei waren nahm der Wind noch etwas zu, wodurch sich der Seegang erhöhte und wir uns mit einer ziemlich lästigen Welle auseinandersetzen mussten. Wir wendeten in die Bucht zwischen Rügen und Hiddensee, so war die Welle besser zu nehmen. Die Rückwende erfolgt so, dass wir in Küstennähe Hiddensee nördlich passieren konnten.
Es folgte eine stundenlange Kreuz in Richtung Westen und wir erreichten Darßer Ort am Nachmittag. Kurz vor Darß nahm der Wind erheblich zu und wir hatten nun SW-Wind mit bis zu 22 kn und ganz ordentlich Welle. Zeit für den nächsten Segelwechsel, der aufgrund der nun herrschenden Bedingungen deutlich stressiger als der letzte Segelwechsel war. Ziemlich durchfeuchtet von innen und außen liefen wir nun auf die Landspitze von Darßer Ort zu. Joachim wollte die Ecke gern schnippeln um die beiden vor uns fahrenden Schiffe auf diese Weise zu kassieren. Ich riet dringend ab und da ich gerade am Ruder war wurde hier noch nichts aus dieser Aufholjagd. Darßer Ort ist schon vielen Schiffen zu Verhängnis geworden, es sieht alles harmlos aus, ist es aber nicht.
Unser Segelwechsel war gerade im richtigen Augenblick erfolg, denn nun ging richtig die Post ab. Wind unverändert aus Südwest, also genau gegenan mit Stärke bis zu 39 Knoten und einer üblen Welle. Das Wasser ist dort relativ flach und so baute sich in kürzester Zeit so richtig etwas auf. Mit zwei Reffs im Großsegel und der Genua3 waren wir für diese Bedingungen ganz gut gerüstet und das Bewusstsein, dass Warnemünde ja nur noch 22 Meilen auf dem direkten Weg, inklusive Kreuzerei waren es tatsächlich sicherlich 30 Meilen, entfernt war ließen unseren Mut nicht sinken.
Von den vor uns liegenden Schiffen haben wir Joker schnell geknackt. An die Dynamik 4000, die wir auch gern gekriegt hätten, war aber nicht ranzukommen. Im Regattaergebnis war das auch egal weil die Dynamik Yardstick-Wertung fuhr, wir dagegen ORC-Club-Wertung. Dennoch unserem Ehrgeiz hätte es gut getan, die Dynamik zu packen. So nebenbei, eigentlich eher zufällig haben wir dann aber noch eine X.419 überholt, was ja auch nicht schlecht ist.
Kurz vor dem Ziel flaute der Wind wieder etwas ab und wir nahmen die Reffs aus dem Großsegel und passierten um 20:47 Uhr also nach knapp 49 Stunden mit einer Geschwindigkeit von mehr als 8 kn die Ziellinie. Nach Bergen der Segel gingen wir wieder bei Friedhelms Blue Star ins Päckchen. Letztere war sehr erfolgreich als 4. Schiff einige Stunden vor uns angekommen. Da waren aber auch 7 Leute an Bord.

Der Warnemünder Segel-Club hatte für die Teilnehmer eine wunderbar schmeckende Soljanka bereitgestellt und nach 2 –3 Bier ging es dann in die Koje.

Ergebnis: Zwölftes Schiff im Ziel von 55 gestarteten Schiffen
14 Schiffe haben aufgegeben

Wertung in ORC-Club 3 – 4 6. von 12 Schiffen

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